Sie werden lachen by Weber Katrin

Sie werden lachen by Weber Katrin

Autor:Weber, Katrin [Weber, Katrin]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2017-02-28T23:00:00+00:00


»Wat ham’se dir eijentlich in der Schule beijebracht?«

Und so bekomme ich auch bald ein Angebot. Horst Ludwig, der das Musical »Sweet Charity« am Theater Gera zu inszenieren beabsichtigt, will mich für die Rolle der Charity haben! Oha! Gera ist zwar nur ein B-Haus, wie wir sagen, aber es ist ein opulentes Jugendstilgebäude und hat − einmalig weit und breit − neben dem Theatersaal auch einen eigenen Konzertsaal. Platz für insgesamt knapp 1400 Zuschauer. Ein Mehrspartentheater. Was soll ich lange warten auf das große Angebot aus Berlin? Eine Hauptrolle als erste Rolle überhaupt − das ist doch schon was! Ich sage zu.

Als die Proben beginnen, erfahre ich, dass Horst Ludwig die Rolle des Freudenmädchens Charity zweifach besetzt hat. Doppelt hält besser. Offenbar ist er sich nicht ganz sicher, dass ich diesen Musicalakt aus Gesang, Schauspiel und Tanz aus dem Stand stemme.

Und, um es gleich zu verraten, er tut gut daran. Denn seine Unsicherheit bezüglich meiner Person, seiner »Entdeckung« an der Hochschule für Musik, wird noch ungeahnte Ausmaße erreichen!

Einer der Gründe wird mein Partner in diesem Musical sein, Matthias Winter, der die Rolle des Oscar spielen soll. Soll. Matthias Winter ist während der ersten Probentage noch beim Wehrdienst und weiß darum noch nichts von seinem Glück. Das heißt, er weiß noch nichts von mir, aber ich schon von ihm. Als wir uns schließlich das erste Mal beim Pförtner begegnen, sage ich aber deswegen schon mal im Vorbeigehen »Hallo, Partner!«. Matthias Winter guckt mir verdutzt hinterher. Im Theater sammeln sich ja viele überspannte Fräuleins. Aber eine, die unbekannterweise »Hallo, Partner!« sagt?

Trotz dieses etwas verwirrenden Erstkontaktes kommen wir dann doch gut miteinander klar. Denn der Matthias macht schon ein bisschen was her und ist außerdem noch witzig. Und witzige, gutaussehende Männer sind bekanntlich selten. Wenn man aussieht wie ein Komiker, bleibt einem ja nicht viel anderes übrig, als komisch zu sein. Aber wenn man ein stattliches Mannsbild ist und dann noch witzig, das ist ja fast schon Verschwendung!

Und genau das wird mein Problem. In »Sweet Charity« gibt es eine Szene, in der ich erbost in ein Café kommen soll, wo Matthias alias »Oscar« ganz ungerührt in seinem Kaffee rührt. Wenn man aber jemanden witzig findet, ist es sehr schwer, ihm auch nur gekünstelt böse zu sein. Und der Winter weiß das! Laut Regisseur (der Regisseur, der Regisseur, das ist der Mann, auf den ich hör!) soll ich hereingestürzt kommen, ihn wütend anstarren, warten, bis »Oscar« seinen Kaffee zu Ende umgerührt hat, und mich dann an den kleinen Tisch genau hinter ihm setzen, um mit ihm Rücken an Rücken zornige Worte zu tauschen. Und was macht der Winter? Der sitzt nobel da und rührt und rührt und rührt mit dem Löffel in der Tasse, bis ich vor lauter Warten meine Spannung nicht mehr halten kann und grinsen muss.

»Noch mal!«, sagt Horst Ludwig, der Regisseur, auf den ich hör. »Du hast gegrinst.«

Ich gehe zur Tür und tue so, als ob ich hereinkomme. Matthias Winter alias »Oscar« rührt gaaanz langsam in seinem Kaffee, guckt hoch, sieht mich



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